Seit 2004 bedient die reico Handels GmbH die grafische Industrie Österreichs. Schon fast ebenso lange gehört sie zur Chromos-Gruppe an, welche ihrerseits mit der Chromos (Austria) GmbH seit 2009 in Österreich tätig ist. Im Sommer 2022 fusionierten die beiden Firmen zur CHROMOS Österreich GmbH. Daniel Broglie, Stefan Bachmayer und Adrian Meyer erläutern, was zu diesem Schritt geführt hat und wie sie die Zukunft einschätzen. 

Was gab den Ausschlag zur Fusion?

Daniel Broglie:

Zunächst einmal hat der österreichische Markt eine grosse Bedeutung für uns, und wird das auch künftig haben. Zur Stärkung der Organisation in Österreich und der Ausrichtung, diesen wichtigen Markt weiterhin durch ein lokales Team mit hoher Nähe und Kompetenz zu bedienen, war die Fusion ein logischer Schritt. Wir haben zusammen als Team die besseren Möglichkeiten, gemeinsam zu wachsen. Erste Erfolge haben wir durch diesen Schritt bereits erzielt. 

Daniel Broglie 
Mit-Inhaber der Chromos Gruppe,

Chief Sales Officer CHROMOS Group AG, 
Geschäftsführer CHROMOS Österreich GmbH 

Wie setzt sich das Team zusammen? 

Stefan Bachmayer: 
Das Team der CHROMOS Österreich GmbH mit Sitz in Schwarzach umfasst neun Mitarbeitende im Verkauf und technischen Service. Bei Bedarf können zudem jederzeit weitere Spezialisten von unseren Teams aus der Schweiz oder Deutschland hinzugezogen werde

Stefan Bachmayer 
Geschäftsführer CHROMOS Österreich GmbH 

Wie präsentiert sich nach der Zusammenlegung der beiden Firmen das Angebotsportfolio? 

Stefan Bachmayer:  

Die CHROMOS Österreich GmbH bietet ein umfassendes Sortiment von digitalen und konventionellen Druckmaschinen sowie Drucksaal-Verbrauchsmaterial für den Akzidenz-, Etiketten- und Verpackungsdruck. Das Angebotsportfolio umfasst führende Marken wie Omet, Codimag, HP Indigo, AB Graphics und RMGT sowie ein ausgewähltes Sortiment für den Drucksaal von Weilburger, Zeller Gmelin, Siegwerk, Rubbexx, Streb oder Folex.  

Adrian Meyer:

Anfang 2022 starteten wir ein internes Projekt, mit dem wir anstreben, das Portfolio in allen Ländergesellschaften aufeinander abzustimmen. Basis ist dabei die strategische Festlegung der Märkte, die wir bedienen und in die wir vor Ort mit dem nötigen technischen Support investieren wollen. Daraus leitet sich auch das künftige Portfolio ab. In den letzten Wochen konnten wir so neue Partner für den österreichischen Markt gewinnen. Dabei griffen wir zum Teil auf bestehende Partnerschaften in der Schweiz oder Deutschland zurück. Ein grosser Fokus liegt im Ausbau des Portfolios für den Etiketten- und Verpackungsmarktes. So sind wir gerade daran, neue Produkte der Hersteller Brotech (Weiterverarbeitung Etiketten), Asahi (Flexoplatten) oder Fujifilm Integrated Inkjet Solutions (Inkjet-Integrationen in bestehende industrielle Prozesse) einzuführen. Weitere Produkte, wie Spezialfolien für den flexiblen Verpackungsmarkt, werden bis zur Jahresmitte folgen. 

Adrian Meyer 
Leiter Printing Division CHROMOS Group AG, 
Geschäftsführer CHROMOS Österreich GmbH 

Chromos feierte im vergangenen Jahr sein 75. Jubiläum mit dem Motto „Back to the Future”. Was bedeutet nun dieser Slogan für die Zukunft des Unternehmens? 

Daniel Broglie: 
Stillstand ist etwas, das uns überhaupt nicht behagt. Wir sind kontinuierlich daran, uns nach den Sternen zu orientieren und die Welt unserer Kunden immer weiter zu vereinfachen. Dabei setzen wir gleichzeitig auf Kontinuität und Nachhaltigkeit. Für mich gibt es nichts Schöneres, als zusammen mit Kunden über Jahrzehnte und über Generationen erfolgreich zusammenzuarbeiten und dem Kunden dabei zu helfen, nach seinen Sternen zu greifen.  

Adrian Meyer: 
Als Familien-geführtes, unabhängiges Unternehmen sind für uns traditionelle Werte wie Verlässlichkeit und Vertrauen die Basis einer erfolgreichen Partnerschaft, die unsere Kunden schätzen. Gepaart mit unserem umfassenden weltweiten Lieferantennetzwerk können wir unseren Kunden beim Erkennen von Trends und dem Erreichen ihrer unternehmerischen Zielen einen Mehrwert anbieten, was ein einzelner Hersteller mit seinem Fokus auf die eigenen Produkte nicht in gleicher Weise kann. 

In den vergangenen Jahren gab es doch einige Veränderungen im Unternehmen hinsichtlich Vertretungen und Vertriebsphilosophie. Wie ist Chromos heute aufgestellt und wo liegt der Fokus?  

Daniel Broglie: 
Wir haben die letzten Jahre genutzt, uns auf zwei Kernbereiche zu fokussieren: Der erste ist Imaging, also alles was mit Bildgebung zu tun hat. Unsere Kunden profitieren dabei von einem umfassenden Portfolio an aufeinander abgestimmte Maschinen, Material und Service. Der zweite Bereich ist Automatisation. Dank smarten Hilfsmitteln in der Produktion werden die Abläufe unserer Kunden schneller, besser und weniger fehlerabhängig. Robotik und KI (künstliche Intelligenz) sind Trends, welche die Gesellschaft in den nächsten Jahren begleiten wird. Die Automatisierung der Prozesse wird die grafische Industrie in allen Teilmärkten beschäftigen. Software nimmt dabei einen immer wichtigeren Stellenwert ein, weshalb wir letztes Jahr den Verpackungsprofi DVS mit seinem Slogan “Wir digitalisieren Verpackung” gekauft haben. Das Unternehmen bietet spezialisierte ERP-Lösungen inklusiv Webshop und Kalkulationsmodule für die Druck- und Verpackungsindustrie an. 

Wie war die Geschäftsentwicklung in den letzten beiden – sagen wir Corona-Jahren? Und was planen Sie für die Zukunft? 

Daniel Broglie: 
Insgesamt hat sich als CHROMOS Gruppe unsere Strategie, sich auf mehrere Standbeine abzustützen, ausbezahlt. Der Akzidenzdruck wie auch unser Bereich Fujifilm-Fotokameras haben zwar gelitten, gleichzeitig haben unsere Bereiche Verpackung und Automatisation sehr gut performt. Wir waren zudem jederzeit lieferfähig und haben auch mit unserem grossen Serviceteam unsere Kunden gut bedient. Wir konnten die Versorgungssicherheit gewährleisten. 

Stefan Bachmayer: 
Selbst in den Corona-Jahren konnten wir in Österreich wachsen, beispielsweise mit Weilburger-Speziallacken. Hier haben wir unsere Präsenz deutlich gesteigert und sind zurzeit daran, in Österreich die klare Nummer 1 zu werden. Gerade unsere Nähe zu den Kunden und die Tatsache, dass wir ausschliesslich Branchenprofis mit langjähriger Produktionserfahrung beschäftigen, gab in sehr vielen Fällen den Ausschlag bei Neukunden, uns ihr Vertrauen zu schenken. 

Welche Trends sehen Sie in der Druckindustrie und wie werden Sie sich darauf einstellen? 

Adrian Meyer: 
Die Konsolidierung wird noch weiter gehen, aber meiner Einschätzung nach etwas an Dynamik verlieren. Die Automatisierung der Prozesse wird in den nächsten Jahren stark zunehmen. Was man nicht vergessen sollte ist der Fachkräftemangel. Dies wird zusätzlich den Druck auf Automatisierung erhöhen. Auf der anderen Seite sehe ich für uns auch Chancen als Partner. Die Druckereien in allen Märkten werden durch den Fachkräftemangel mehr und mehr auf Unterstützung und Expertise von aussen angewiesen sein. Stefan Bachmayer hat das schon erwähnt: Da die Chromos Gruppe nicht einfach nur Verkäufer beschäftigt, sondern in jedem Markt Fachleute mit praktischem Background hat, können wir nebst dem technischen Support unseren Kunden auch in der Anwendungstechnik ein wertvoller Partner sein. 

Stefan Bachmayer: 
Nachhaltigkeitsthemen spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Ich denke da z.B. an das österreichische Umweltzeichen und die damit verbundenen Anforderungen, beispielsweise bezüglich Deinking. Hier wird Sachkenntnis und Erfahrung für der Umsetzung elementar, und da sind wir wieder bei der Expertise, die Adrian Meyer soeben angesprochen hat.  

Welche Auswirkungen erwarten Sie auf die Nachfrage nach Druckerzeugnissen in den nächsten Jahren? 

Adrian Meyer: 
Wie sich der Akzidenzmarkt entwickeln wird ist schwer abzuschätzen. Die digitale Transformation wird aber sicher weiter gehen, wenn auch nicht ganz so schnell wie es sich vielleicht die Hersteller von Digitaldruckmaschinen wünschen. Zudem haben Covid oder der Krieg in der Ukraine gezeigt, wie anfällig die Nachfrage auf globale Ereignisse in diesem Markt sein kann. Der Verpackungsmarkt in der ganzen Breite wird sicher weiterwachsen.  

Stefan Bachmayer: 
Strukturellen Veränderungen beschäftigen uns nicht erst seit gestern, und die Triebkräfte dahinter sind ebenfalls nicht neu, beispielsweise veränderte Konsum- und Kommunikationsgewohnheiten oder demografische Veränderungen. Wer in diesem Kontext schnell und effizient bleibt, die eigene Positionierung schärft und seine Anpassungsfähigkeit weiterentwickelt, hat sicher bessere Karten, um die Nachfrage zu stimulieren. Dass sich dabei Akzidenzbetriebe beispielsweise in Richtung Verpackung orientieren, kann ein nachvollziehbarer, wenngleich nicht einfacher Schritt sein, und es gibt sicher noch andere Ansätze. Alle sind nicht trivial, aber hier Gedankenanstösse zu liefern ist auch ein Teil unserer langjährigen DNA. 

Seit einigen Jahren bietet Ihre Industrial Division Lösungen im 3D-Druck an. Wie entwickelt sich dieser Bereich? 

Daniel Broglie: 
Nach der Aufbauphase der letzten Jahre sind wir für dieses Jahr zuversichtlich, ein super Jahr zu erzielen. Die Nachfrage hat sich kontinuierlich gesteigert. Seit Anfang dieses Jahres durften wir zum Beispiel schon zwei Grossformat-Systeme liefern. Unser Ansatz, nicht nur Maschinen, Service und Material anzubieten, sondern auch Scanner-Lösungen und Beratung, ist für die Kunden sehr attraktiv. Unsere 3D-Plattform, wo Kunden Daten hochladen können und dann aus 14 verschiedenen Druckverfahren Teile produziert werden, erlebt zudem einen richtigen Boom. Dies zeigt uns, dass die 3D-Technologie nun wirklich bei den Kunden angekommen ist. 

Adrian Meyer: 
3D-Produktionen eröffnen viele Möglichkeiten, wobei wir uns Richtung industrielle Produktionen mit Anwendungsberatung entwickeln und nicht in den Home-/Hobby-Bereich. 3D-Druck war für uns ein Entwicklungsprojekt, welches nun langsam beginnt Früchte zu tragen. Die Anwendungsbreite in der Industrie, Maschinenbau oder Medizin wird immer breiter. Die unterschiedlichen Ansprüche an physikalische Beständigkeit, Verarbeitung, etc. wird auch den Bedarf an unterschiedlichen Materialien weiter erhöhen. Ich denke da an unterschiedliche Metalle oder Keramik. Daher glaube ich auch, dass wir auf Grund der steigenden Anwendungsbreite hier auch das Portfolio an Lieferanten weiter entwickeln werden. 

(Dieses Interview erschien im Oktober 2022 in der Print- sowie Online-Ausgabe von PRINT+PUBLISHING)

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